Ich sitze heute in einem Hotel in der Berliner Innenstadt und schreibe die Eindrücke von gestern Abend auf. Sonst geraten die Tage bei der Berichterstattung noch durcheinander.
Den ersten Teil des Berichtes hatte ich nach dem Frühstück in Schmölln begonnen. Dort war der erste Stop der Tour. Letztes Jahr spielte die Group hier schon einmal und wie ich gehört hatte, war das Publikum in dem kleinen MusicClub an der Sprotte begeistert. Ich war selbst 2017 nicht dabei, aber nach dem gestrigen Abend kann ich bestätigen, dass der MusicClub und seine Besucher etwas besonderes sind.
Die Musiker wurde von den Gastgebern und dem Publikum herzlich empfangen, und bereits nach der ersten Nummer „Rock is my business“ war der Club samt Besatzung auf Betriebstemperatur.
Es ist ein wenig wie im Village in Habach – die meisten Leute kennen sich, der Raum ist klein, der Zuschauer steht direkt vor der Bühne, man kann den Musikern die Hand reichen, ist mitten im Geschehen, das heizt die Stimmung dann entsprechend an. Und für mich ist das Publikum im Osten Deutschlands nach wie vor eine Spur emotionaler, reagiert oft spontaner, ist jedes Mal direkt dabei, wenn Ron oder Rainer zum Mitmachen auffordern.
Die Band spielte ihr vorbereitetes Programm, manchmal wurde kurzfristig von der Setlist abgewichen, manchmal hat Ron beim ein oder anderen Song kleine Änderungen eingebaut. Er ist ja bekannt für seine Spontaneität, und das macht dann auch jeden Abend wieder einzigartig.
Die neue (eigentlich ja alte) Besetzung mir James Jacobs am Keyboard und Christoph von Sonnenburg hat sich inzwischen so richtig warmgespielt und harmoniert nach jeden Gig immer noch ein Stück besser.
Christoph am Schlagzeug bringt zusammen mit Rodney am Bass die Herren in der ersten Reihe der Bühne so richtig auf Trab. Das er es richtig drauf hat, konnte er ja schon vor über 20 Jahren zeigen, aus dieser Zeit stammen die ersten CDs mit der Ron Evans Group. Mir gefällt Christophs Stil jedenfalls sehr.
James am Keyboard ist eine unglaubliche Bereicherung. Mal rollt da ein Hammond B3 Gewitter von der Bühne, das der Zuhörer verzweifelt die (nicht vorhandenen) Leslies sucht, dann ist es wenig später wieder ein akzentuiertes Piano. James präsentiert seine solistischen Interpretationen immer mit viel Enthusiasmus. Für mich ist es nach wie vor unglaublich, wie man alle diese Sounds bühnentauglich in einem doch so handlichen Keyboard verpacken kann.
Tausendsassa Rainer ist am Saxophon, an den Bongos, der akustischen Gitarre oder auch am Mikrofon immer sofort in der jeweiligen Rolle zu Hause. Mit den Bongos kommt auch hier nochmal eine neue Rhythmusvariante dazu, dieser Groove ergänzt sich ausgezeichnet mit Christophs Drums. Da Rainer sein Saxophon mit Funksender spielt, konnte er auch den ein oder anderen Ausflug direkt ins Publikum wagen.
Rodney steht wie gewohnt stabil wie ein Fels auf der Bühne mit dem Bass im Anschlag. Ihn bringt hier nichts aus der Ruhe. Bei der Vorstellung der Musiker kann Ron seinem (in Schottland aufgewachsenen) Freund immerhin einen Schotten-Witz (…der kleinste schottische Flughafen…) entlocken 😉
Ron ist auch heute Abend wieder in seinem Element, und wenn Musik und Show beim Publikum ankommen, dann merkt man das auch Ron und seiner Group an. Einige Male wird ganz nach alter Schule der Mikrofonständer beim Gitarrenspiel als Slide eingesetzt. Besonders bei seinen eigenen Titeln kann Ron hier immer wieder für Minuten in die Soli eintauchen.
Aber auch die Cover-Nummern After Midnight und I’m a Man kommen heute wieder extrem gut rüber. Hier wechseln sich Ron und James bei den Solo-Parts ab. Man fühlt sich doch gleich ein paar Jahrzehnte in die späten 60er und frühen 70er Jahre zurückversetzt. Und trotz Kabel hat auch Ron sich ein paar Mal mit der Gitarre unter das Publikum gemischt.
Die Group spielte zwei Sets und einige Zugaben, die vorher lautstark eingefordert wurden. Während der Pause entwickelten sich viele nette Gespräche, es wurden CDs und Poster signiert, einige Gäste hatten regionale Mitbringsel – hochprozentige Getränke in kleinen Fläschchen und Altenburger Spielkarten – dabei, die an die Musiker überreicht wurden.
Ein Gast sprach mich in der Pause auf meine Fotos an und lobte meinen kürzlich in der Goodtimes veröffentlichten Artikel. Das freut mich natürlich sehr, wenn meine Arbeit auch von den Fans und Lesern geschätzt wird.
Die Fotos vom Abend sind noch auf der Speicherkarte in der Kamera, ich werden erst am Ende der Tour dazu kommen, alles in Ruhe zu sichten und eine Auswahl zu treffen. Bis dahin gibt es nur ein mit der App auf das Mobiltelefon kopiertes erstes Foto als Platzhalter.
Morgen mehr vom Gig in Berlin.
Es ist Donnerstag abend, 22. November – die Bildauswahl ist abgeschlossen. Die ersten Bilder sind ein paar Details von der Bühne, dann ein paar Schnappschüsse aus dem Backstage-Bereich und dann natürlich die Bilder vom Konzert.